Ein auf den ersten Blick erstaunlicher Sachverhalt ergibt sich aus dem Bericht der Enquete-Kommission: Unabhängig von der politischen Heimat, werten alle Kommissionsmitglieder die
Bildungsexpansion positiv. Erklärbar ist dies aus der Zusammensetzung der Kommission. Alle
Parteien delegierten die Kommissionsarbeit an ihre Bildungsexperten, in der Regel ihren
Obmann für Bildungsfragen. Diese Mitglieder müssen als in den Apparat Bildung involviert
betrachtet werden. Das Problem, welches sich bezüglich dieser politischen Experten stellt, ist
demnach ähnlich gelagert wie das der politisch ausgewählten Fach-Experten. -Sie befinden sich
in einem Loyalitätskonflikt. Zum einen sind die Experten dem Bildungsapparat verpflichtet, dem
alle in der einen oder anderen Weise verbunden sind. - Sei dies nun als ein ein Lehramt ausübender Professor (die Fach-Experten), dessen auf ein eigenes Amt reflektierende Doktoranden, oder bei den politischen Experten der Waldorf-Pädagoge, die Lehrerin oder der Professor.
Auf der anderen Seite sind dieselben Personen den politischen Parteien verpflichtet, deren
Vertrauen sie in die Kommission entsandte. Daneben sind noch starke loyalitäts-Verpflichtungen zu sogenannten Frauengruppen zu verzeichnen. Alle aber eint die Loyalität zum Thema
Bildung. Die eigene Bedeutung als Experte steigt mit der Bedeutung des Themas Bildung. An
einer, zumal finanziellen Ausdünnung des Bildungsbereichs kann demnach keiner der Experten
ein Interesse hegen. Entsprechend werden Rationalisierungspotentiale im Bildungssektor weitestgehend ignoriert.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß sowohl die philosophischen als auch die politischen
Erwägungen weniger auf eine Begriffsklärung zielen, als vielmehr fragen:
A) wer gibt Bildungsinhalt und Umfang vor ?
B) was soll Bildung bewirken ? - Zielfrage
C) wie ist dies zu legitimieren ?
Diese Eckpunkte divergierender Auffassungen sind nahezu unverändert auch in der Diskussion
der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Sie sind somit auch Bestandteil der Arbeitsbeziehungen.